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Robinson-Tour

il dolce far niente

Nachdem wir im letzten Jahr schon eine kleine Tour mit zwei unserer Robinsons gestartet hatten, durch Wetter und Zeitmangel bedingt aber nur bis Friedrichshafen kamen war das Ziel für dieses Jahr klar: Wallhausen – Bregenz und zurück – komme was wolle! In weiser Voraussicht und geschädigt vom Vorjahr hatten wir uns Sir Edgar schon im Winter vorgeknöpft und rund herum repariert, in der Hoffnung, dass sich die Crew von Resi und Raphi in diesem Jahr mehr auf Segeln anstatt Schöpfen konzentrieren könnte und Rapha und Basti auf der Lady Victoria weniger zu lachen hätten.

Bestens vorbereitet starteten wir Samstagmittag also in Richtung Schweiz, um direkt mal den ersten Motivationsschub zu empfangen: Flaute – und die Flashbacks kommen, so schnell kann man gar nicht zum Paddel greifen. Doch „Der Wind? Der kommt noch…!“, und so flitzten wir am Mittag noch bis Münsterlingen zu einem altbewährten Schlafplatz mit Grillstelle, Sanitäranlagen und mit genügend Glück sogar Aussicht auf Feuerwerk in Konstanz und Uhldingen.

Der nächste Morgen bescherte einen herrlich achterlichen 3er Wind, also surften wir – noch im Aufwachen - gemütlich bis Romanshorn, um hier von einem Winddreher „voll auf die Schnauze“ geweckt zu werden. Auch wenn der Mittag mit stundenlangem Kreuzen etwas zäh wurde, erreichten wir locker die Altenrhein-Mündung, und schon war der Frust auch wieder vergessen. Denn spätestens, nachdem wir die Schweiz in einem Tag abgesegelt hatten, war klar: Bregenz würden wir „lockerflockig“ schaffen… wäre da nur nicht die Sturmwarnung…

Nachdem wir mitten in der Nacht schon unschön von Gewitter und Regen aus dem Schlaf gerissen wurden und noch schnell unser Tarp spannen mussten besserte sich die Laune morgens auch nicht als die Sturmwarnung immer noch Faxen machte. Besonders ärgerlich an diesem Morgen, waren wir später doch auf ein Date in Bregenz verabredet – und zwar mit Otto und der Schiffergilde! Vom Ehrgeiz gepackt schoben wir die Jollen also ins Wasser sobald die 90 Blitze aus waren, rauschten Schmetterlings nach Bregenz und liefen mit dem erneuten Aufhellen der Sturmwarnung in den Hafen ein – keinen Moment zu früh! Zum Ausklang durften wir Dank Ottos sehr großer Gastfreundschaft einen entspannten Abend mit der Schiffergilde und deren Sommerfreizeit verbringen, die Räumlichkeiten kennenlernen und zur Krönung sogar noch die Betten testen.

Von der versammelten Mannschaft verabschiedet verließen wir den Hafen am nächsten Morgen bei strömenden Regen. Dennoch ließen wir Lindau voller Euphorie rechts liegen und schossen bis nach Langenargen, um hier mit den ersten Schaumkrönchen des nächsten Gewitters auf den Strand des Malerecks zu rauschen… was will man machen. Boote aus dem Wasser gezogen, Masten gelegt und Kleider zum Trocknen aufgehängt blieb also nichts anderes als, wie immer, Gaskocher auszupacken und abzuwarten. In der Nacht machte das weiterhin ruppige Wetter zum Glück nichts aus, da wir beim befreundeten Surf Club Unterschlupf fanden – als es am Morgen aber nicht abnahm wurde es dennoch zum Stimmungskiller und wir fuhren resigniert in die Stadt, um einen Tag im Trockenen zu verbringen.

Nach dem ersten Blick auf den See waren wir uns aber sicher: Der Wind sei lang nicht mehr so stark und die Wellen höchstens noch halb so hoch und so kamen wir auf die glorreiche Idee, doch einen Versuch zu Wagen… Während Lady Victoria es wenigstens noch um die Spitze von Langenargen schaffte, fing Sir Edgar schon nach den ersten zehn Metern an zu ächzen bis klar wurde: So viel weniger ist das gar nicht... also wieder rauf auf den Strand, nur diesmal auch noch an zwei verschiedenen Orten. Zu allem Übel mussten wir an diesem Abend auch noch feststellen, dass bei Sir Edgar die nächsten Nähte geplatzt waren und wir gezwungener Maßen noch eine nächtliche Flickaktion mit der Notflasche SikkaFlex einlegten.

Ab hier an sollte das Wetter aber mitspielen und wir dümpelten am nächsten Tag in einer geduldsstrapazierenden Ruhe bis nach Hagnau - endlich wieder Nichts tun, den Sinn des Lebens hinterfragen und sich ab und an von begeistert kreisenden Mobo-Fahrern fotografieren lassen… und doch: auf unerklärliche Weise hatten wir den halben Obersee in einem Tag wieder geschafft!

Am Freitag dann legten wir schon früh im Yachthafen Staad an (evtl. nicht ohne das Engagement eines hilfsbereiten Seglers, uns gegen vier Windstärken an die Hafeneinfahrt rauf zu ziehen) um uns gebührend auf das Feiern von Raphas Geburtstag vorzubereiten.

Am nächsten Morgen genügte die Rechenleistung zwar gerade dafür, einen Kurs zu halten, was aber ausreichte, um bis nach Überlingen zu kommen und die „Böötchen“ hier ein letztes Mal aus dem Wasser zu hieven und hier einen schönen letzten Abend mit Live-Musik zu verbringen.  Nachdem bei dieser Aktion aber auch noch der Bugspriet der Lady Victoria aufgab war das Ende der Tour ein Stückchen leichter zu akzeptieren und der Weg nach Wallhausen am nächsten Tag kein Stück zu kurz.

Geschlaucht, aber zufrieden saßen wir am Sonntag so wieder im Strandbad Klausenhorn – glücklich darüber unser Ziel geschafft und eine aufreibende aber erfüllende Woche erlebt zu haben.